Es geht nicht um das Kindeswohl

Oder: Auf dem Rücken der Schülerinnen und Schüler

Von Christoph Wälz

Nach der ersten Schulschließung im Frühjahr 2020 gab es einen Konsens: Weder den Schüler:innen noch Eltern und Pädagog:innen wollte man noch mal Distanzunterricht zumuten. Eher sollten andere Wege gefunden werden, das Virus zu bekämpfen.
Der effektive andere Weg – ein Shutdown der Wirtschaft – wurde jedoch nie gewählt. Auch hätte richtig in die Schulen investiert werden müssen. Stattdessen setzten die Kultusminister:innen auf ihre übliche Methode: Die Probleme sollen irgendwie an den Schulen gelöst werden, aber ohne die dafür nötigen finanziellen und personellen Mittel.
Christian Drosten kritisierte im Januar 2021 die monatelange Untätigkeit der Bildungsbehörden: „Ich dachte ja, man diskutiert das und findet dann praktische Lösungen. (…) Aber dann wurde die Infektiosität von Kindern so lange negiert und nichts gemacht, keine Entscheidung getroffen (…) über den Sommer. Das war für mich schon sehr, sehr erstaunlich“. (Spiegel, 21.01.2021)

Im Herbst hielten die Behörden die Schulen so lange wie möglich offen. Wenn das Kindeswohl der Hauptgrund dafür gewesen wäre, hätte man die Hinweise auf Infektionen im Klassenraum ernst genommen. Stattdessen waren Wirtschaftsinteressen ausschlaggebend. Eltern sollen lieber in Büro oder Werkshalle erscheinen, als mit ihren Kindern Mathe zu pauken.

Am 16. Dezember wurden die Schulen dann doch wieder geschlossen. Ausgerechnet in die dritte Welle hinein beschlossen die Ministerpräsident:innen im März die erneute Öffnung für alle Jahrgänge. Die Latte für generellen Distanzunterricht wurde mit dem Inzidenzwert 200 viel zu hoch gehängt. Begründet wurde die Öffnung auch mit dem Kindeswohl. Kinderärzt:innen beobachten einen „starken Anstieg an Angst- und Schlafstörungen, Depressionen und Suizidgedanken unter Kindern und Jugendlichen“. (Berliner Zeitung vom 13. 4.2021) Eine Umfrage, die Berliner Jugendliche im März 2021 unter 7.433 Gleichaltrigen durchführten, zeigt eine ausgeprägte Perspektivlosigkeit, ein Gefühl des Kontrollverlusts im Leben, Erfahrungen häuslicher Gewalt und sehr lange Bildschirmzeiten.
Dieses Leid wird auch von Pädagog:innen beobachtet. Von Wirtschaftsverbänden wird es zynisch instrumentalisiert, um die Betreuungsfunktion von Schulen zu nutzen. Sie verschweigen dabei, dass auch Ängste um die Gesundheit von Angehörigen zu psychischen Problemen von Kindern beitragen.

Um die Schulöffnung abzusichern, kommen zu den bisherigen Maßnahmen (Maskenpflicht, Handhygiene und Lüften, teilweise Wechselunterricht, vereinzelt Luftfilter) nun weitere hinzu. So wird das Personal an Grund- und Förderschulen bei Impfungen vorgezogen. Schüler:innen sollen sich in den Schulen selber testen. Ein sicherer Präsenzbetrieb in der dritten Welle ist auch damit nicht möglich, zumal B.1.1.7 eine höhere Übertragbarkeit in Innenräumen aufweist.

Aus pädagogischer Perspektive ist es nicht vertretbar, die Schulen länger als wenige Wochen geschlossen zu halten. Ein unsicherer Präsenzbetrieb ist jedoch auch fahrlässig. Erkenntnisse über Long-Covid und das PIMS-Syndrom alarmieren. So twitterte Karl Lauterbach am 12.04.: „Über die neuen Gefahren bei B.1.1.7 für Kinder und Eltern wird nicht viel geredet, weil sonst Schule nicht sicher schiene. Wir dürfen das aber nicht verschweigen. Es geht auch um die Sicherheit der Kinder selbst.“

Einen Widerspruch zwischen Gesundheitsschutz und Bildungsgerechtigkeit gibt es nur deshalb, weil der Staat seinen Pflichten für beide Seiten nicht nachkommt. So schafft er eine extrem angespannte Situation in Schulen und Familien. Für einen sicheren Schulbesuch der Kinder (die noch lange nicht geimpft sein werden!) brauchen wir sehr niedrige Fallzahlen. #ZeroCovid hat eine Öffnung der Schulen erst unterhalb der Inzidenz von 10 vorgeschlagen. Wenn das Schuljahr 2021/22 unter berechenbaren Rahmenbedingungen starten soll, dann muss jetzt die Notbremse in den Wirtschaftsbetrieben gezogen werden.


Christoph Wälz lebt in Berlin und ist aktiv in der Bildungsgewerkschaft GEW

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