Einige unserer Unterstützer:innen berichten uns anonym unter dem Hashtag #CovidAtWork von den Erfahrungen vom Arbeiten unter COVID-Bedingungen. Heute veröffentlichen wir Berichte von Menschen die im Büro arbeiten, aus Agenturen und aus dem Kulturbereich.
Meine Erfahrung: Ich bin seit knapp einem Jahr im Home Office, war aber neulich meinen Schlüssel für den shared workspace an einen Kollegen abgeben und habe ihn im Büro getroffen. Kein Desinfektionsmittel, keine Masken, kein Abstand, keine frische Luft, alle vor Ort. Schon vor Covid waren Händewaschen und Lüften dort nicht an der Tagesordnung, aber das hat mich wirklich hoffnungslos gemacht. Ich glaube, in sehr vielen Büros sieht es kein bisschen anders aus.
Ich arbeite in einer Agentur für Digitalisierung – und habe kein Homeoffice. Unsere Mitarbeiter reisen aus allen Ecken NRWs an, natürlich mit der Bahn. Maskenpflicht im Büro – ist nicht. Ich wechsel während des gesamten Tages vielleicht 3 Worte mit unseren Mitarbeitern face-to-face, größtenteils schreiben wir uns, Sprachbarriere. Chef findet es okay, wenn wir uns zu fünft einen 10qm-Raum teilen, er sehe das nicht so kritisch. Er findet es auch nicht schlimm, dass Kunden anderer Unternehmen in unserem Flur stehen, ohne Maske, er fühle sich nicht betroffen. Die Putzfrau kommt 2x die Woche und wischt mit nur einem Lappen durch unzählige Büros. Ich frage ihn auf Bitte aller Mitarbeiter zum x-ten Mal, “warum sind wir immer noch nicht im Homeoffice?!” – ich solle rational denken, die Firma könne es sich nicht erlauben alle ins Homeoffice zu schicken. Aha. Warum? Die Produktivität sei nicht gegeben. Aha. Ich wiederhole: wir programmieren, wir DiGiTaLiSiErEn. Dann fahr ich halt jeden Tag mit Bauchschmerzen Bahn, weil ich zur super special “Risikogruppe” gehöre, laut Arzt. Chef sagt aber “Quatsch”. Alles klar. Von der Bahnstation zur Arbeit seh ich, wie Woche zur Woche die Metadon-Schlange vorm Gesundheitsamt länger wird, weil das Hero nicht mehr in die Stadt kommt. Spritzen werden in Pfützen gereinigt und Obdachlose betteln verzweifelt auf Knien, weil NICHTS mehr geht. Fuck. Ich steppe mit noch mehr Bauchweh ins Büro, desinfiziere erstmal Klinken, mein Chef kommt nach ner angenehmen SUV-Fahrt rein: “Und, was hast du dir zum Black Friday gegönnt?
Leider gibt es Chef*innen, die Coronaleugner*innen sind. Das macht es für die Angestellten in der Pandemie noch schwerer.
Ich wollte einfach mal ganz kurz berichten, wie es mir als Designerin während der Pandemie geht.In meinem Betrieb wäre Home Office ohne Probleme möglich, jedoch ist mein Chef Corona-Leugner und möchte keine, wie er sagt „finanziellen Einbußen“ durch Home Office machen. Daher wird sich nicht an die Verordnung gehalten. Masken werden auch getragen, wie man gerade lustig ist. Lüften nicht immer möglich.Mir sind die Hände gebunden. Würde ich unter dem genannten Hashtag öffentlich berichten, würde ich meinen Job riskieren. Würde ich meinen Arbeitgeber melden ebenfalls.
Auch das sind Erfahrungen, die Arbeitnehmer*innen gerade machen müssen.
Auch gegenüber Angehörigen der Risikogruppe wird nicht mehr Rücksicht genommen:
Es macht mich immer noch sprachlos, da ich im Kulturbereich in einem Unternehmen tätig bin, in der sich am laufenden Band über die „Restriktionen” der Regierung beschwert und die Pandemie verharmlost oder gar ignoriert wird. Ich selbst gehöre zur Risikogruppe, was bei mir im Unternehmen alle wissen. Trotzdem gilt Anwesenheitspflicht an bestimmten Tagen der Woche. An einem fixen Tag sollen alle Mitarbeiterinnen zusammenkommen. Online-Meetings hält man für nicht zielführend. Während der Meetings hält sich niemand an die Hygienemaßnahmen – beim Betreten morgens kein Lüften, kein Händewaschen, kein Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes. Es werden Mitarbeiterinnengeburtstage gefeiert als gäbe es gar keine Pandemie. In einemungelüfteten Raum saßen wir mit knapp 10 Personen dicht an dicht für 1 Stunde beisammen. Auch bei Mitarbeiterbesprechungen werden die Abstandsregeln missachtet. Der Hinweis, dass man das nicht möchte, wird kontinuierlich überhört und dem Wunsch nach Homeoffice einfach nicht nachgekommen. Zudem bin ich auf den ÖPNV angewiesen, den ich zur Hauptstoßzeit nutzen muss, um ins Büro zu kommen.
Mir ist schleierhaft, dass man seit fast einem Jahr die aktuelle pandemische Situation schlichtweg als Arbeitgeber ignoriert und Sonderregelungen für sich rausnimmt und seine Strukturen innerhalb des eigenen Unternehmens nicht anpassen möchte. Bis vor zwei Monaten wurde das Virus auch noch verharmlost und unter medialer Panikmache abgestempelt. Es sind also nicht nur die größeren wirtschaftlichen Unternehmen, sondern auch die kleineren, aus dem Kultursektor stammenden. Das frustriert mich am meisten, da nach außen hin den Kunden progressive und digitale Arbeitsformen gepredigt werden aber nach innen hin nichts von alledem umgesetzt wird.
Über das Nicht-reagieren der Chef*innen auf die pandemische Lage berichten auch verschiedene Leute aus Werbeagenturen:
Ich arbeite in einer kleinen Werbeagentur mit ca. 10 Mann. Leider wurde seit Beginn der Pandemie im März nicht ein einziges mal etwas offizielles diesbezüglich von der Geschäftsleitung kommuniziert. Die Mitarbeiter haben sich teilweise selbst in Homeoffice begeben. Teilweise auch nicht.
Im Sommer wurde dann wieder Präsenz erwartet.
Jetzt sind wir wieder (teilweise) im Homeoffice. Im Büro wird keine Maske getragen. Auch Besprechungen und sogar Kundentermine finden ohne jegliche Schutzmaßnahmen statt. Der verbliebene Teil der Mitarbeiter geht sich auch nicht gerade aus dem Weg.
Ich arbeite u.a. als freiberuflicher Grafiker in einer Werbeagentur. Auf einem Schreibtisch steht privat ein 50 ml Fläschchen Desinfektionsmittel. Von der Geschäftsführung kommt: Kein Abstand, keine Masken, kein Desinfektionsmittel, kein Lüften (huch, es ist kalt!). Also alles wie vor der Pandemie.
Danke für eure Zuschriften! Es macht uns als #ZeroCovid Kampagne Mut, dass ihr diese schlechten Arbeitsbedingungen nicht hinnehmen wollt und öffentlich macht. Wenn ihr uns Beiträge zusenden wollt, schreibt an .